Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass? - Der ver.di-Mitgliedsbeitrag

Bei Betriebsversammlungen wird immer wieder argumentiert, der ver.di-Mitgliedsbeitrag sei zu hoch, deshalb sei der Organisationsgrad in der Belegschaft so niedrig. Für Beschäftigte im Niedriglohnsektor solle es daher einen niedrigeren Beitrag geben.

1% vom Bruttolohn ist fair, für alle gleich und steuerlich absetzbar. Warum sollte denn ein nach Gehaltsgruppen gestaffeltes System gerechter sein als 1% für alle?
Wer mehr verdient, zahlt entsprechend auch mehr. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Deshalb gibt es einen ermäßigten Beitrag von 0,5% der Brutooeinnahmen nur für alle, die überhaupt kein Erwerbseinkommen haben, wie z.B. Erwerbslose und Rentner*innen. Egal wieviel jemand in die Kasse der Solidargemeinschaft ver.di einzahlt - er/sie kann dafür 100% der angebotenen Leistungen nutzen.

Eine Gewerkschaft ist kein Unternehmen, dass seine Ware für neue Kunden zum Schnupperpreis anbieten kann. Solidarität hat ihren Preis, ist aber keine Ware. Natürlich kann man eine ver.di-Mitgliedschaft im Hinblick auf das Preis-Leistungsverhältnis betrachten und auf die Vorteile von Rechtsschutz, Mietrechtsberatung, Bildungsangeboten etc. verweisen. Aber das trifft nicht den wahren Kern. Denn eine Gewerkschaftsmitgliedschaft ist kein Netflix-Abo. Und Deine günstigere, private Rechtsschutzversicherung hat nicht den Mindestlohn erkämpft oder z.B. die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. 

Ohne Gewerkschaften kein Mindestlohn. Jede/r kann sich ja gerne mal ausmalen, was Concentrix + Webhelp ihm/ ihr wohl bezahlen würde, wenn es keinen gesetzlichen Mindestlohn gäbe. Wir alle profitieren vom Mindestlohn, aber den Kampf dafür haben nur ver.di-Mitglieder mit ihren Beiträgen finanziert.

Wer wirklich mehr als das Minimum haben will, also von einem fairen Tarifvertrag träumt, sollte aufwachen. Guter Lohn und gute Arbeit fallen nicht vom Himmel, sie müssen hart verhandelt werden. Je mehr ver.di-Mitglieder, desto stärker unsere Verhandlungsposition.

Wer eingesehen hat, dass man nur zusammen mit einer starken Organisation etwas grundlegend verbessern kann, erkennt dass der "zu hohe Mitgliedsbeitrag" ein vorgeschobenes Argument ist. Man würde ja gerne, kann es sich finanziell aber leider nicht leisten, gemeinsam für die eigenen Interessen einzutreten?

Tja, duschen ohne nass zu werden, funktioniert aber nicht,

 liebe Kolleg*innen!





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