Heute Mindestlohn - Morgen Altersarmut?

Seit dem 1. Juli 2021 gilt der gesetzliche Mindestlohn von 9,60 Euro auch für uns. Dieser wird zum 1. Januar 2022 auf 9,82 Euro und zum 1. Juli 2022 schließlich auf 10,45 Euro angehoben. Dass das nicht ausreichend ist und Altersarmut damit vorprogrammiert wird, ist vielen klar. So ziehen SPD und GRÜNE mit der Forderung, nach einer raschen Anhebung auf 12 Euro in den Bundestagswahlkampf 2021. Die Partei DIE LINKE legt sogar noch eine Schippe drauf und fordert 13 Euro.

Allen Unkenrufen zum Trotz ist die Callcenter-Branche durch die Einführung des Mindestlohns 2015 nicht in den Ruin getrieben worden. Markus Nöthen, als Bun­des­fach­grup­pen­lei­ter bei ver.di für Callcenter zuständig, erklärte bei der Jahrestagung der Call- und Contactcenter-Wirtschaft 2019 hierzu folgendes:

Allerdings reicht der Mindestlohn nicht aus, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und andererseits die Gesellschaft nicht zu belasten. Viele Beschäftigte, die nur Mindestlohn verdienen müssen zusätzliche Hilfe beantragen. Es ist falsch, dass Beschäftigte mit einer Vollzeitstelle nicht ausreichend verdienen und dadurch von der Gemeinschaft unterstützt werden müssen – was zusätzliche eklatante finanzielle Einschnitte beim Rentenbezug nach sich zieht. Dies kann auch als Verlagerung des unternehmerischen Risikos auf die Allgemeinheit angesehen werden. Das ist ein falscher Unternehmensansatz und entspricht nicht dem Grundsatz des Grundgesetzes, dass „Eigentum verpflichtet“.

Wer den gesamten Vortrag nachlesen möchte, findet ihn online in CCVNews, Februar 2020, S. 16-17

 

Wir erleben tagtäglich, daß die Aufgaben für uns in der Telefonie immer umfangreicher und komplexer werden. Nur hinkt die Bezahlung diesen Anforderungen schon seit langem hinterher.

Wer in der sozialen Marktwirtschaft für komplexe, kommunikative Aufgaben als Lohn nicht mehr als das gesetzlich vorgeschriebene Minimum anzubieten hat, sollte vielleicht mal über sein Geschäftsmodell nachdenken.

Pay human is better than just think human!

Die ver.di-Betriebsgruppe grüßt alle ehemaligen Webhelper*innen

im wohlverdienten Ruhestand! 

 

© ver.di /Sabine Voigt