Homeoffice - Fluch und Segen (Teil 1)

Die Trennung von Arbeit und Privatleben ist ein Ergebnis der industriellen Revolution. Zuvor war die Einheit von Haushalt und Gewerbe der Normalfall. Auch nach der Industrialisierung hielt sich Heimarbeit noch bis in die 50er Jahre als eigene Erwerbsform. Besonders in der Bekleidungs- und Textilindustrie, einer Domäne von Frauenerwerbsarbeit.

Konnten die Gewerkschaften für die Industriearbeiterschaft in Großbetrieben zahlreiche Verbesserungen durchsetzen, so galt dies nicht für die sozial isolierten Heimarbeiterinnen. Hier war gewerkschaftliche Organisation fast unmöglich, daher herrschte uneingeschränkt das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Erst 1951 wurde ein Heimarbeitsgesetz verabschiedet, das wirtschaftliche und soziale Mindeststandards festlegte. Danach rechnete sich das Geschäftsmodell Heimarbeit für Arbeitgeber nicht mehr und verschwand zunehmend, kehrte aber ab den 80er Jahren als Telearbeit wieder zurück.

Kehrt die Heimarbeit also im Gewand des Homeoffice zurück? Nein. Für Mitarbeiter*innen hat das Homeoffice einige Vorteile: Man spart sich den Fahrweg, der Lärmpegel ist im Homeoffice meist niedriger als am Standort, Beruf und Familie lassen sich besser vereinbaren. Miete, Betriebskosten wie Heizung, Licht, Strom,und Wasser bezahlen die Beschäftigten jedoch selbst, ähnlich wie früher in der Heimarbeit.

Vertreter der Webhelp-Geschäftsleitung haben unlängst auf der Betriebsversammlung deutlich gemacht, dass es selbst für eine rein symbolische Erstattung dieser Mehrkosten keinen Spielraum gibt. Wer angesichts steigender Energiekosten damit unzufrieden ist, könne  jederzeit zurück an den Standort kommen. Für jeden sei ein Arbeitsplatz vorhanden. Fragt sich, ob man unter Pandemiebedingungen das Hygienekonzept noch aufrechterhalten könnte, wenn tatsächlich alle Kolleg*innen zurückkommen.

Teil 2 folgt am 29.12.2021

© Claudio Schwarz/ Unsplash


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