Mit Resilienz Trainings zur guten Arbeit?

Am 18.11.2021 teilte Webhelp mit, dass die Umfrage im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen erfolgreich beendet wurde. Mit einer Teilnahmequote von 32%! Eine derart niedrige Beteiligung ist sehr schade und schwächt eventuell die Aussagekraft des Ergebnisses. Wir hatten in diesem Blog Anfang November zur Teilnahme aufgerufen, trotz mancher Vorbehalte.

Der Betriebsrat hat geschwiegen und nicht versucht, öffentlich zur Teilnahme zu motivieren. Das erstaunt, denn es geht hier um das wichtige Thema Gesundheitsschutz und seit langem hören wir auf Betriebsversammlungen Begriffe wie "Gefährdungsbeurteilung" und "Regelkreislauf".

Der Betriebsrat besitzt ein Initiativrecht, mit dem er die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung verlangen kann. Er hat weitreichende Einfluss- und Mitbestimmungsrechte bei der Vorgehensweise (Auswahl des Kooperationspartners, Konzeption, Methoden, Beurteilungsschwerpunkte etc.) und der Durchführung. Von Anfang bis Ende hat der BR also die Möglichkeit, im Interesse seiner Kolleg*innen, den gesamten Prozess zu beeinflussen. Die Rechtsgrundlage hierfür bietet § 87 Abs.1 Nr. 7 BetrVG

Rundmail vom 18.11.2021

Die Auswertung der Umfrage soll sich bis Januar 2022 hinziehen und dann beginnt die Analyse- und Konzeptionsphase. Obwohl das Ergebnis noch gar nicht vorliegt, zaubert der Arbeits- und Gesundheitsschutz bereits "vorausschauend" ein Trainingskonzept aus dem Hut.

Mit sog. "Resilienz Trainings" sollen unsere "Widerstandskräfte für mentale Belastungen" aufgebaut werden. Das deutet eher nicht darauf hin, dass Webhelp belastende Arbeitsituationen wirklich verändern möchte. Webhelp liegt damit leider voll im Trend: "Die von der europäischen Arbeitsschutzrichtlinie vorgeschriebene systematische Erhebung von Ausprägungen und Ursachen psychischer Fehlbelastung im Betrieb wird von vielen Unternehmen umgangen. Resilienz bietet sich an, diese Lücke zu füllen. Es ist schließlich in der Regel nicht nur deutlich kostengünstiger, sondern auch ungefährlicher, Gesundheitstage, Yogakurse oder eben Resilienztrainings anzubieten, anstatt etwas an unrealistischen Zielvorgaben, entgrenzten Arbeitszeiten, problematischen Führungsstilen oder zu knapper Personalbemessung zu verändern." berichtet die Soziologin Dr. Stefanie Graefe

Aber ärgern wir uns nicht zu früh! Vertrauen wir darauf, dass der Betriebsrat seine Mitbestimmungsrechte ernst nimmt und den gesamten Regelkreislauf aktiv mitgestaltet. Im Interesse seiner Kolleg'innen und ihrer Gesundheit!

Leseempfehlung: Warum Resilienz allein es nicht richtet

 


 

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